Mehr digitale Talente für die Ostschweiz – Unternehmen sind gefragt

Der Fachkräftemangel in der IT ist allgegenwärtig. Das Digital Talents Program (DTP) von <IT>rockt! bietet Quereinsteigern eine praxisnahe Ausbildung in Kombination mit einem Unternehmenspraktikum. Der Erfolg spricht für sich: Von 20 Absolventen haben 19 eine Festanstellung gefunden. Dennoch fehlen Unternehmen, die Talenten eine Chance geben. Woran liegt das? Und welche Vorteile bietet das Programm für Firmen in der Ostschweiz?
Das Digital Talents Program kombiniert eine fundierte IT-Grundausbildung an der DTP Academy mit einem mehrmonatigen Praktikum in einem Partnerunternehmen. «Unsere Teilnehmer haben eine abgeschlossene Erstausbildung, Berufserfahrung und bringen eine hohe Lernmotivation mit», erklärt Jasmin Aubry (Bild), Projektleiterin des Programms bei <IT>rockt!.
Während der Ausbildung absolvieren die Teilnehmer eine modulare IT-Grundausbildung am GBS St.Gallen. Sie erwerben theoretische und praxisorientierte Kompetenzen in Programmierung, IT-Infrastruktur und Datenbankmanagement. Ergänzend werden Soft Skills wie Teamarbeit und Problemlösung trainiert.
«Unsere Teilnehmer bringen eine hohe Lernmotivation mit.»
Unternehmen müssen handeln
Noch immer beteiligen sich zu wenige Unternehmen am Programm. «Viele sind sich nicht bewusst, dass sie aktiv Nachwuchs ausbilden müssen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken», betont Aubry. <IT>rockt! übernimmt die Rekrutierung, Anstellung und Betreuung der Talente, sodass Unternehmen sich voll auf die praktische Ausbildung konzentrieren können. Praktika bieten die Chance, zukünftige Mitarbeiter frühzeitig kennenzulernen und langfristig ans Unternehmen zu binden.
Erfolgreiche Integration in der Praxis
Ein Beispiel ist die GUS Schweiz AG. Geschäftsführer Jörg Magerl berichtet: «Wir sind von Anfang an beim Digital Talents Program dabei. Als Hersteller einer ERP-Lösung für die Prozessindustrie sind wir auf spezialisierte IT-Fachkräfte angewiesen – und die zu finden, ist seit Jahren schwierig.» Durch das Programm konnte GUS Schweiz AG eine vielversprechende Nachwuchskraft kennenlernen und direkt fest einstellen. «Unser Talent hat sich schnell ins Team integriert und konnte nach kurzer Einarbeitungszeit direkt bei unseren Kunden eingesetzt werden», so Magerl. Besonders lobt er die gezielte Auswahl der Talente durch <IT>rockt!: «Wir hatten das Glück, eine engagierte Fachkraft zu gewinnen, die nicht nur fachlich kompetent ist, sondern auch teamfähig und lernbereit.»
Neben der GUS Schweiz AG vertrauen zahlreiche namhafte Unternehmen auf das Programm. Dazu gehören Grossunternehmen wie Migros Ostschweiz, Bühler AG und SFS Group Schweiz AG. Auch mittelständische Betriebe wie Oertli Instrumente AG und Steinemann Technology AG nutzen die Möglichkeit, gut ausgebildete IT-Quereinsteiger zu gewinnen.
Chancen für Unternehmen
Das Programm ermöglicht Unternehmen, frühzeitig auf talentierte IT-Fachkräfte zuzugreifen. «Es besteht kein Zwang zur Übernahme nach dem Praktikum, aber die Chance, vielversprechende Mitarbeiter kennenzulernen, ist einmalig», sagt Magerl. «Man muss lediglich die erforderliche Zeit investieren.»
«Unser Talent hat sich schnell ins Team integriert.»
Riesige Nachfrage nach Talenten
Aubry betont: «Die Nachfrage nach IT-Talenten ist riesig. Die Herausforderung liegt bei den Unternehmen, die noch nicht erkannt haben, welche Chancen dieses Programm bietet.» Ihre Botschaft an die Ostschweizer Wirtschaft ist klar: Wer sich frühzeitig engagiert, sichert sich die besten Talente.
Interessierte Unternehmen können sich direkt an <IT>rockt! wenden und mehr über das Digital Talents Program erfahren.
Digitalisierung als Standortvorteil
Beat Tinner, Vorsteher des Volkswirtschaftsdepartements des Kantons St.Gallen, unterstützt das Digital Talents Program als Teil der IT-Bildungsoffensive.

Herr Tinner, welche Bedeutung hat das Digital Talents Program aus wirtschaftspolitischer Sicht für die Ostschweiz?
Das Digital Talents Program ermöglicht tech-affinen Talenten den Karrierestart in der IT-Welt. Unternehmen erhalten die Chance, mit Praktikumsplätzen ihren eigenen Nachwuchs gezielt zu fördern und dem Arbeits- und Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dieses Modell stärkt die Innovationskraft der Ostschweiz und trägt dazu bei, die Region als IT-Standort weiter zu etablieren.
Wo sehen Sie Potenzial, um die Vernetzung zwischen Unternehmen und digitalen Talenten in der Region zu verbessern?
Die IT-Bildungsoffensive des Kantons St.Gallen setzt verschiedene Initiativen um, die den Austausch zwischen Unternehmen und digitalen Talenten intensivieren. Besonders wichtig ist es, die Zusammenarbeit zwischen Bildungsinstitutionen und der Wirtschaft weiter zu stärken. Dazu gehören Projekte wie die Vernetzungsplattform «Matchd», die junge IT-Talente mit dem Ostschweizer Digital-Cluster verbindet, oder «Smartfeld», das Kinder und Jugendliche gezielt auf die digitale Zukunft vorbereitet und die MINT-Fächer fördert.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung im Standortwettbewerb der Ostschweiz?
Der Kanton St.Gallen gilt dank namhafter Unternehmen und Bildungsinstitutionen als bedeutender ICT-Standort. Diese Stärken gilt es zu festigen und weiter auszubauen. Die St.Galler Regierung hat sich im Rahmen ihrer strategischen Schwerpunktplanung das Ziel gesetzt, den digitalen Wandel aktiv mitzugestalten. So sollen sowohl die Wirtschaft als auch die Bevölkerung langfristig von der Digitalisierung profitieren. Der Kanton prüft deshalb fortlaufend neue Initiativen und Massnahmen, um die digitale Wettbewerbsfähigkeit der Region zu sichern.
Text/Interview: Patrick Stämpfli
Bilder: Marlies Beeler-Thurnheer