Technologie für Menschen mit Demenz – mehr als nur technische Unterstützung
Beim 10. St.Galler Demenz-Kongress, organisiert von der OST – Ostschweizer Fachhochschule und den Olma Messen St.Gallen, stand die Frage im Zentrum, wie Technologie die Lebensqualität von Menschen mit Demenz verbessern kann. Ein wichtiges Anliegen des Kongresses war, Betroffene aktiv in den Entwicklungsprozess einzubeziehen. Pflegefachpersonen spielten dabei eine Schlüsselrolle, um den Einsatz moderner Technik ethisch verantwortungsvoll zu gestalten.
Prof. Dr. Birgit Vosseler von der OST betonte in ihrer Eröffnungsrede: «Wie gehen wir als Gesellschaft mit der Verantwortung um, die aus Technisierung und Digitalisierung in der Pflege erwächst?» Sie rief die Teilnehmenden dazu auf, Ideen zu entwickeln, die die Lebenswelt von Menschen mit Demenz bereichern und zugleich menschliche Nähe wahren. Auch Prof. Dr. Helma Bleses (Hochschule Fulda) mahnte, Menschen mit Demenz nicht durch technologische Fortschritte zu marginalisieren, sondern deren spezifische Bedürfnisse zu berücksichtigen.
Gemeinsame Entwicklung für optimale Lösungen
Technologie sollte nicht isoliert entwickelt werden, sondern stets in Zusammenarbeit mit Betroffenen und Pflegefachpersonen. Prof. Dr. Renate Schramek (Hochschule für Gesundheit, Bochum) erläuterte, wie in einem iterativen Prozess zunächst die Bedürfnisse der Betroffenen ermittelt werden, bevor technische Lösungen getestet und angepasst werden. «Die Nutzenden entscheiden, was gut ist und was zum Ziel führt», so Schramek. Dieser Ansatz stellt sicher, dass Technologie im Alltag der Betroffenen wirklich hilfreich ist.
Sozialroboter als Unterstützung
Auch der Einsatz von Sozialrobotern war Thema des Kongresses. Prof. Dr. Hartmut Schulze von der Fachhochschule Nordwestschweiz erklärte, dass solche Roboter in der Lage sind, auf menschliche Weise zu interagieren. Studien zeigen, dass Menschen gegenüber Robotern ehrlicher sind und weniger Hemmungen haben, über Gesundheitsprobleme zu sprechen. Dennoch können sie den persönlichen Kontakt nicht ersetzen. Wichtig sei daher, Mensch-Roboter-Interaktionen sorgfältig zu begleiten und die ethischen Implikationen zu reflektieren.
Digitale Unterstützung für Angehörige
Mit der «You+Care»-App wurde eine Lösung vorgestellt, die pflegende Angehörige durch den Alltag begleitet. Prof. Dr. Jürgen Späth von der Zürcher Hochschule der Künste erläuterte, dass die App flexibel auf die wechselnden Bedürfnisse der Angehörigen eingeht und ihnen massgeschneiderte Informationen bietet. Themen wie «Vorsorge und Finanzierung» oder «Sich verständigen – auch mit Demenz» helfen Angehörigen, sich besser zurechtzufinden.
Technologie als Sicherheit im Akutbereich
Technologische Systeme, wie sie von Sven Ziegler (Universitätsklinikum Freiburg) präsentiert wurden, ermöglichen eine lückenlose Überwachung, um Risiken wie Stürze oder das Entfernen medizinischer Geräte zu minimieren. Solche Technologien tragen dazu bei, freiheitseinschränkende Massnahmen zu reduzieren und eine vorausschauende Pflege zu ermöglichen.
Zum Abschluss des Jubiläumskongresses betonte Martina Merz-Staerkle die hohe gesellschaftliche Relevanz des Themas Demenz: «Bleiben wir dran – es braucht uns alle!» Der nächste Demenz-Kongress findet am 12. November 2025 statt.
Text: pd/red