«Automatisierung macht Vermieten so einfach wie ein Turnschuhkauf»
Der aktuelle Report des Netzwerks SwissPropTech zeigt, dass sich die Branche in der Schweiz trotz abgeflachtem Wachstum positiv entwickelt. 85 Prozent der Start-ups erwarten sogar steigende Umsätze. Auch emonitor aus St.Gallen, ein führendes Unternehmen in der digitalen Immobilienvermarktung, blickt optimistisch in die Zukunft, wie CEO Daniel Baur im Interview sagt.
Daniel Baur, welche Erfolge konnte emonitor in den vergangenen Jahren verbuchen, und wie haben diese das Unternehmen im Markt positioniert?
Unser grösster Erfolg ist sicherlich, dass wir als Start-up eine Branchenlösung etablieren konnten, die schweizweit genutzt wird. Unsere Vermarktungssoftware hat sich zur bevorzugten Lösung für Neubauprojekte in der Schweizer Immobilienbranche entwickelt. Auch mit unserer Lösung für die Bewirtschaftung und den digitalen Vermietungsprozess sind wir eine von zwei Branchenlösungen. Diese breite Akzeptanz im Markt zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, und bestärkt uns darin, unsere Lösungen weiterhin langfristig auszubauen.
Was unterscheidet emonitor von anderen PropTechs, und wie schaffen Sie es, sich im hart umkämpften Markt abzuheben?
Dieses Jahr feiern wir unser zehnjähriges Bestehen – das ist etwas, das uns von vielen anderen PropTechs abhebt. Wir haben einen klaren Vorsprung, das merken wir daran, dass unsere Prozesse in den letzten Jahren oft kopiert wurden. Es erfordert viel Zeit, Energie und Entwicklungsarbeit, um auf solche innovativen Lösungen zu kommen. Unsere langjährige Erfahrung und die kontinuierliche Weiterentwicklung, gemeinsam mit unseren Kunden und Kundinnen, helfen uns dabei, stets einen oder sogar mehrere Schritte vor der Konkurrenz zu bleiben.
«Unsere langjährige Erfahrung hält uns mehrere Schritte vor der Konkurrenz.»
Welche neuen Technologien oder digitalen Lösungen sieht emonitor als Gamechanger in der PropTech-Branche, und wie nutzen Sie diese konkret?
Künstliche Intelligenz (KI) ist ohne Zweifel der Gamechanger, der die Immobilienbranche in den kommenden Jahren erheblich effizienter machen wird. KI wird in allen Bereichen – von der Planung über die Vermarktung bis hin zur Bewirtschaftung – eine zentrale Rolle einnehmen. Damit KI ihr volles Potenzial entfalten kann, ist eine hochwertige Datengrundlage essenziell. Deshalb investieren wir von Anfang an kontinuierlich in eine konsistente und unkopierbare Datenbank. Damit können wir bereits heute viele Problemstellungen unserer Kunden durch präzise deskriptive Analysen lösen. Zurzeit entwickeln wir ein neues Produkt, das auf unserem einzigartigen Datenpool für die Schweizer Immobilienbranche basiert. Mehr dazu verraten wir gerne in naher Zukunft.
Wie entwickelt sich der PropTech-Markt aktuell in der Ostschweiz, und welche Trends beobachten Sie speziell in dieser Region?
Die Ostschweiz hat sich in den letzten Jahren als äusserst innovativer Standort für die Immobilienbranche etabliert. Zahlreiche erfolgreiche PropTech-Unternehmen haben hier ihren Ursprung, wie etwa Abacus, Raumpioniere, Flatman, Evorest oder Deskbird. Diese Unternehmen zeigen, dass die Region ein fruchtbarer Boden für digitale Lösungen im Immobilienbereich ist. Im Moment sind branchenübergreifend Themen wie ESG, Kreislaufwirtschaft und Dekarbonisierung besonders im Trend. Diese sind zwar nicht spezifisch auf die Ostschweiz begrenzt, aber auch hier wichtige Themen.
«KI wird in allen Bereichen der Immobilienbranche eine zentrale Rolle spielen.»
Wie haben sich die Anforderungen der Kunden an digitale Immobilienlösungen verändert, und wie reagiert emonitor auf diese neuen Bedürfnisse?
Die grundlegenden Anforderungen haben sich im Kern nicht geändert. Wir müssen jedoch stets sicherstellen, dass unsere digitalen Lösungen die Probleme unserer Kunden effizient und passgenau lösen. Unsere Stärke liegt darin, dass wir massgeschneiderte Lösungen vorentwickeln, die für alle Kunden nutzbar sind. Unser Anspruch ist, den Kunden immer einen Schritt voraus zu sein und Lösungen zu bieten, die sie noch gar nicht auf dem Schirm haben.
Welche Auswirkungen haben regulatorische Vorgaben und politische Rahmenbedingungen auf die PropTech-Branche, und wie beeinflussen diese die Strategien von emonitor?
Regulatorische Vorgaben und politische Rahmenbedingungen sind für uns eine Chance. Junge und innovative Start-ups wie emonitor sind aufgrund ihrer Agilität schnell in der Lage, neue Technologien zu entwickeln, die auf diese Vorgaben reagieren. Dadurch haben wir einen Wettbewerbsvorteil gegenüber grösseren Unternehmen, die oft auf Kooperationen mit innovativen Start-ups angewiesen sind, um Schritt zu halten.
«Mit Automatisierung sparen Vermieter und Mieter Zeit und Kosten.»
Welche Rolle spielt die Automatisierung in Ihren Lösungen, und wie trägt sie dazu bei, Prozesse in der Immobilienverwaltung effizienter zu gestalten?
Automatisierung ist der Schlüssel zur Effizienz in der Immobilienverwaltung. Wir arbeiten daran, den gesamten Vermietungsprozess – von der ersten Anfrage bis zum unterschriebenen Mietvertrag – vollständig zu digitalisieren. Unser Ziel ist es, dass das Mieten einer Wohnung so einfach wird wie der Kauf eines Turnschuhs im Internet. Dadurch profitieren Mieter und Vermieter von erheblichen Zeit- und Kosteneinsparungen. Gleichzeitig bleibt der Mensch immer im Zentrum der Entscheidungsfindung, da der Automatisierungsgrad flexibel anpassbar ist.
Wie gestaltet emonitor Kooperationen mit anderen Branchen und Partnern, um innovative Lösungen zu entwickeln und den Markt weiterzuentwickeln?
Partnerschaften spielen seit unserer Gründung eine entscheidende Rolle für unser Wachstum. Heute arbeiten wir eng mit ERP-Anbietern wie W&W Informatik sowie spezialisierten Partnern wie Skribble und Certifaction zusammen, die uns bei der Implementierung rechtssicherer, digitaler Unterschriftenlösungen unterstützen. Diese Kooperationen ermöglichen es uns, innovative Technologien effizient in den Markt zu bringen und sicherzustellen, dass unsere Kunden von zukunftssicheren, nahtlosen Prozessen profitieren.
«Wir suchen nach Kunden, die bereit sind, mit uns den Sprung ins Unbekannte zu wagen.»
Was sind die nächsten Schritte für emonitor, um im PropTech-Bereich weiter zu wachsen und neue Geschäftsfelder zu erschliessen?
Unsere nächsten Schritte fokussieren sich darauf, innovative Ideen weiterzuentwickeln und mit unseren Kunden gemeinsam neue Lösungen zu testen. Wir suchen gezielt nach Kunden, die bereit sind, mit uns Risiken einzugehen und den Sprung ins Unbekannte zu wagen. Nur so können wir den PropTech-Bereich weiter vorantreiben und unser Portfolio zukunftssicher aufstellen. Gleichzeitig ist unser Ziel natürlich, unsere bestehenden Produkte stetig auszubauen und zu verbessern.
Interview: Patrick Stämpfli
Bilder: zVg
Die emonitor AG wurde Anfang Oktober auf der Expo Real in München mit dem Immobilienmarketing-Award in der Kategorie «Digitale Marketing Tools» ausgezeichnet. Das Tool «melon.invest», das in Zusammenarbeit mit Implenia entwickelt wurde, überzeugte die Jury der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen durch ihre Innovation und ihren Beitrag zur Digitalisierung des Immobilienvertriebs. «melon.invest» bietet eine innovative Plattform für den digitalen Verkauf von Renditeimmobilien und trägt dazu bei, die Zukunft des Immobilienmarketings zu gestalten.