Stadler stellt mit «FLIRT Akku» Weltrekord auf

Der Thurgauer Schienenfahrzeughersteller Stadler hat den offiziell durch das Guinness Buch der Rekorde dokumentieren Rekord für eine Fahrt mit einem Batteriezug im reinen Batteriemodus aufgestellt.

Auf der von unabhängigen Fachgutachtern begleiteten Rekordfahrt auf der Strecke von Berlin-Gesundbrunnen nach Warnemünde erreichte der FLIRT-Akku-Testträger bei Minustemperaturen und Schneefall eine Reichweite von exakt 224 Kilometern. «Wir können bestätigen, dass der Flirt-Akku-Testträger die Strecke im reinen Batteriemodus zurückgelegt hat, ohne dabei an der Oberleitung oder an einer anderen externen Energiequelle die Batterien aufgeladen zu haben», sagt Heiko Hüserich vom TÜV Nord.

Der für die Rekordfahrt eingesetzte dreiteilige «FLIRT Akku» wurde durch Stadler seit 2016 als lokal CO2-neutrale Mobilitätslösung für den klimafreundlichen Betrieb nicht elektrifizierter Bahnstrecken entwickelt. 2018 wurde das Fahrzeug durch das deutsche Eisenbahnbundesamt zugelassen und der Öffentlichkeit erstmalig vorgestellt. Seitdem hat der «FLIRT Akku»-Testträger rund 15’000 Kilometer im reinen Batteriebetrieb zurückgelegt.

Tests unter erschwerten Bedingungen

«Wir haben das Fahrzeug je nach Streckenanforderung des jeweiligen Netzes für eine betriebliche Reichweite von 80 Kilometern ausgelegt und berechnet. Während verschiedener Fahrten zur Erprobung der Technologie konnten wir jedoch massgeblich höhere Reichweiten erzielen, so dass wir uns den Weltrekordversuch auch bei winterlichen Temperaturen zugetraut haben. Schliesslich musste das Fahrzeug schon in der Erprobung verschiedene Szenarien wie das Aufholen ungeplanter Verspätungen auf der Strecke oder den Einsatz unter sehr heissen und kalten Witterungsbedingungen bestehen», erklärt Evelyn Thiel, Technische Projektleiterin für den «FLIRT Akku» bei Stadler.

Mit dem «FLIRT Akku» hat Stadler einen sogenannten BEMU (Battery-Electric Multiple Unit) entwickelt, der sowohl als klassischer EMU (Electric Multiple Unit) unter Oberleitung als auch im Batterie-Betrieb auf nicht-elektrifizierten Strecken fährt. Damit eignet er sich optimal für teilelektrifizierte Routen, die aktuell noch mit Diesel-Zügen bedient werden müssen. Bereits 2019 hat Stadler die erste Green-Technology-Ausschreibung in Deutschland gewonnen und 55 FLIRT-Akku an die schleswig-holsteinische NAH.SH verkauft. Im November 2021 folgte ein weiterer Auftrag über 44 Fahrzeuge für die DB Regio. Für die amerikanische San Bernardino County Transportation Authority (SBCTA) baut Stadler zudem den ersten mit Wasserstoff angetriebenen FLIRT.

Stadler digitalisiert Bahnverkehr

Kürzlich hat der Thurgauer Schienenfahrzeughersteller zudem bekanntgegeben, dass er die deutsche BBR Verkehrstechnik GmbH mit ihren Gruppengesellschaften übernimmt und so die Bereiche Signaltechnik und Digitalisierung ausbaut. Bereits im November hat sich Stadler mit der Übernahme der Schweizer Bär Bahnsicherung AG in diesem Bereich verstärkt.

Während sich der Signalling-Bereich von Stadler bisher auf die On-Board-Ausstattung der schienengebundenen Fahrzeuge mit Signaltechnik konzentrierte und mit Bär Bahnsicherung in den Schweizer Stellwerksmarkt eingetreten ist, bringt BBR als international ausgerichtetes und etabliertes Unternehmen die Erfahrung und das Wissen mit, um gemeinsam die Digitalisierung der Bahninfrastruktur weltweit voranzutreiben.

«Wir freuen uns sehr, mit dem Team von BBR langjähriges Signaltechnik-Knowhow und erfahrene Fachkräfte für Stadler gewonnen zu haben.» - Peter Spuhler

«Um unsere Unabhängigkeit sicherzustellen, haben wir seit 2016 unseren eigenen Signalling-Bereich stetig aufgebaut. Wir freuen uns sehr, mit dem Team von BBR langjähriges Signaltechnik-Knowhow und erfahrene Fachkräfte für Stadler gewonnen zu haben. Der Zusammenschluss unserer beider Unternehmen bildet eine hervorragende Basis, um unseren Kunden innovative Signalling-Lösungen aus einer Hand anzubieten, sowohl auf den Fahrzeugen als auch auf Seiten der Infrastruktur. BBR-Produkte überzeugen Kunden auf der ganzen Welt – insbesondere im Bereich der urbanen Mobilität. Wir sind überzeugt, zusammen die Digitalisierung der Bahnindustrie als Innovationsführer massgeblich mitzugestalten», sagt Peter Spuhler, Verwaltungsratspräsident und Group CEO a.i. von Stadler.